Das Gespenst das sich nicht traut
Es war einmal ein kleiner Geist, der war nicht gruselig und
deswegen sehr deprimiert. Der kleine Geist mit Namen Casper, wohnte wie jeder
normale Geist in einem Internat für Geister. Dort teilte er sich ein Zimmer mit
Jack. Jack war das groß, selbstsicher und vor allem gruselig, er konnte selbst
Casper zu Tode gruseln. Im Prinzip war Casper das genaue Gegenteil von Jack was
ihn noch deprimierter machte.
„Du musst dir einfach jeden Morgen in den Spiegel gucken und
dir sagen: Du bist es! Du bist der Coolste, der Gruseligste, der Beste!“, riet
ihm Jack immer und immer wieder. Jeden Morgen sah Casper Jack zu wie er diese
Prozedur ausführte und innerlich beneidete Casper ihn um diese Motivation. Doch
Casper half das nicht. Er konnte diese Wörter so oft aussprechen wie er wollte,
es half ihm nichts wenn er nicht an die Wörter glaubte die er aussprach. Danach
fühlte sich Casper noch elender und wollte nur wieder ins Bett zurück, sich
unter seine Decke verkriechen und für immer verschwinden.
Jack konnte ihm also nicht helfen und Freunde hatte Casper
nicht wirklich, so dass er sich in seinem Elend ganz alleine fühlte. Er hatte keinen an den er sich wenden konnte,
keiner der nach ihm sehen kam und keiner der einfach mal für ihn da war. Er
wusste natürlich, dass er sich nicht wirklich an bat und das er die Initiative
ergreifen musste, aber wie sollte er das machen wenn er nicht einmal an sich
selber glauben konnte?
„Du bist jämmerlich!“, sagte er sich dann immer wieder und
schlug sich die kleine Faust auf den Kopf. Er fühlte sich einfach nicht wohl
auf dieser Welt. Leider zeigte dies auch sein Körper, denn anstatt eines
transparenten Weiß, erschien er in einem matten und schmutzigen Weiß, was nicht
wirklich half gruseliger zu wirken.
Es war wieder einmal morgen, was Casper daran erkannte, dass
Jack wieder sein allmorgendliches Ritual durchführte. Casper seufzte, er hatte
kaum geschlafen weil er immer wenn er die Augen schloss in ein großes schwarzes
Nichts viel. Er hatte Angst davor
einzuschlafen und sich dem schwarzen Nichts hinzugeben. Da es Morgen war, hieß
dies dass er wieder zum Unterricht musste, zur Spuk-Stunde.
In der Spuk-Stunde
wurde den heran wachsenden Geistern beigebracht, was sie für das Geisterleben
zu wissen hatten wie zum Beispiel: Wie man sich richtig an einen Menschen heran
schleicht oder wie man richtig mit den Ketten zu rasseln hatten. Heute war das
Kettenrasseln dran und Casper war schon am Gedanken daran unmotiviert. Er
konnte nicht mit den Ketten rasseln und wollte dies auch gar nicht können. Warum
sollte er etwas lernen was er nicht können und seiner Meinung auch nicht
brauchen würde? Nur weil er ein Geis war, musste er noch lange nicht wie jeder
andere Geist leben und das machen was andere Geister machen. Ihnen wurde immer
gesagt das sie wie ein Individuum denken sollen, wenn Casper dann aber
argumentierte dass er also gewisse Sachen nicht machen würde da er als
Individuum diese als nicht nötig erachtete, wurde er nur zu Recht gewiesen und
anschließend ignoriert.
Abermals seufzend, stieg Casper langsam aus seinem Bett und
begab sich Richtung Badezimmer, Richtung Ektoplasma-Dusche. Unmotiviert stellte
er sich darunter, öffnete den Hahn und schloss die Augen. „Möge der Tag bitte
schnell und schmerzlos vorüber gehen“, dachte er.
Das Ektoplasma floss an ihm herunter.
Fortsetzung folgt…
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